Leuchtende Frühlingsboten

Egal wie das Wetter ist – im Garten scheint jetzt die Sonne. Die Narzissen sind da und strahlen in Gelb, Weiß und Orange.

 

Tazetten-Narzissen (Narcissus tazetta) wurden bereits im alten Ägypten als Blumenschmuck verwendet und waren, ebenso wie die Dichter-Narzissen (Narcissus poeticus), auch im antiken Griechenland und im Römischen Reich in Kultur. Heimisch sind die Zwiebelblumen mit der Blüte aus Haupt- und Nebenkrone also in den Ländern rund um das Mittelmeer, von dort aus wurden sie über ganz Europa verbreitet. „In der kalten Zeit, schier mitten im Winter, wenn sonst überall die Blumen sterben, wachsen hier in Griechenland Narzissen und Hyazinthen im Überfluss und sie duften so stark, dass vielen, die es nicht gewohnt, von dem starken Geruch der Kopf weh tat“, schrieb Ogier Ghislain de Busbecq (1522 bis 1591), kaiserlicher Gesandter von Franz Ferdinand I am osmanischen Hof in Istanbul, in einem seiner Reiseberichte. Er brachte nicht nur Tulpen, sondern auch Narzissen mit nach Wien. Von hier gelangten sie durch seinen Freund, den Botaniker Carol Clusius, nach Leiden und legten den Grundstein für die holländische Blumenzwiebelzucht – aus den Wildarten entstanden Gartenformen.

Gruppen sorgen für den Überblick

Obwohl die Gattung Narcissus etwa 50 Arten umfasst, sind es nur wenige, die zur Vielfalt der Gartenformen beigetragen haben, allen voran die Dichternarzisse und die Trompeten- Narzisse, die man auch als Osterglocken kennt. Durch Kreuzung dieser beiden und Einkreuzung weiterer Arten entstand die Fülle der heutigen Sorten. Weil es so viele Sorten gibt, hat man für den besseren Überblick Narzissengruppen gebildet. Ausschlaggebend dafür sind meist die Form und Länge der Nebenkrone, die Anzahl der Blüten je Stängel, aber auch die Blütezeit.

Trompeten- und Großkronige Narzissen werden bis zu 50 Zentimeter hoch und eignen sich als Blickfang im Blumenbeet und als Schnittblume. Andere Narzissen hingegen bleiben so klein, dass sie auch gut in Töpfen wachsen. Ideal an windexponierten Standorten sind etwa die zierlichen Alpenveilchen- Narzissen, die nur 15 bis 30 Zentimeter hoch werden. Die Blüten stehen einzeln auf den Stielen und ihre Blütenblätter sind zurückgeschlagen. Dichternarzissen haben nur eine Blüte pro Stiel. Ihre Hauptkrone ist immer weiß und die Nebenkrone gelb mit rotem Saum, die bekannteste Sorte ist „Actaea“.

In der Gruppe der Wildnarzissen werden alle züchterisch nicht bearbeiteten Wildarten und verschiedene Selektionen wie etwa die Reifrocknarzisse (Narcissus bulbocodium) zusammengefasst.

Die stark duftenden Engelstränen-Narzissen (Narcissus triandrus) blühen bis in den Mai. Sie tragen eine oder mehrere nickende Blüten je Stängel, die schmalen Blütenblätter der Hauptkrone sind zurückgeschlagen. Auch sie eignen sich gut zum Verwildern.

Steckbrief

Narzissen

Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)

Blütezeit: je nach Art von März bis Mai

Pflanzung: Im Herbst werden die Zwiebeln an sonnige bis halbschattige Standorte gepflanzt. Narzissen mögen zwar Im Frühling Feuchtigkeit, sind jedoch empfindlich gegen Staunässe. Daher vor allem bei schweren Böden die Erde lockern und eventuell Sand einarbeiten.

Pflege: Im Frühjahr erhalten Narzissen Kompost oder anderen organischen Dünger. Gleich nach der Blüte können verblühte Blütenstände abgeschnitten werden, die grünen Blätter muss man aber unbedingt stehen lassen, damit die Pflanzen Kraft sammeln und Nährstoffe in der Zwiebel einlagern können. Erst wenn das Laub gelb und verwelkt ist, wird es abgeschnitten.

Naturnah planen

Für die Insektenwelt sind nicht alle Narzissen interessant. Manche sind von der Blütenform her so gebildet, dass die fliegenden Gäste kaum Zugang haben und gefüllte Arten bieten gar keinen Nektar.

Wer auf die Bienen Rücksicht nehmen will, mischt unter seine Bepflanzung auch Dichternarzissen, Alpenveilchen-Narzissen, die schon ab Februar blühen, die herrlich duftende Campernell-Jonquille (Narcissus odorus) und verschiedene Wildformen.

Um einen beeindruckenden Farbeffekt im Garten zu erzielen, darf man mit den Zwiebeln so richtig großzügig sein. Je mehr Blüten sich in geschwungen Bändern durch den Garten ziehen, Blüteninseln in der Wiese bilden, entlang von Wegen und Zäunen leuchten, desto heller strahlt der Frühling. Wer sich auch über einen möglichst langen Zeitraum an Narzissen erfreuen möchte, mischt Sorten mit unterschiedlichen Blütezeiten. Narzissen eignen sich hervorragend zur Verwilderung, denn einmal an die richtige Stelle gepflanzt, kommen sie immer wieder.

Verliebt in die eigene Schönheit

Der botanische Name Narcissus geht auf die Sage von Narziss, einem außergewöhnlich schönen Jüngling aus der griechischen Mythologie zurück. Durch die Metamorphosen Ovids wurde sie auch bei uns bekannt: Viele Frauen verliebten sich in den anmutigen Narziss, aber er wies alle zurück. Auch die Nymphe Echo verfiel ihm. Von Göttin Hera war sie mit der Strafe belegt, nie wieder selbst reden, sondern nur Silben dessen wiederholen können, was sie zuvor von ihrem Gegenüber gehört hatte. Ihr Reden erschien Narziss deshalb unheimlich, er wies sie zurück und verspottete sie, er wolle lieber sterben als ihre Liebe erwidern. Darauf schwand Echo dahin und nur ihre Stimme, das Echo blieb am Leben. Für seine Hartherzigkeit wurde Narziss von der Rachegöttin Nemesis damit bestraft, dass er sich in sein eigenes, im Wasser widergespiegeltes Abbild verliebte. Er verzweifelte an der Unerfüllbarkeit seiner Liebe und starb. Statt seines toten Körpers fand man neben der Quelle eine Blume, „safrangelb, um die Mitte besetzt mit schneeigen Blättern“ – eine Narzisse.

Text von Elke Papouschek


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