Herbstgedanken - Zeit des Loslassens

Der Herbst ist eine wunderbare Jahreszeit, und er ist, sage ich, gemütlicher als der Winter. Der Herbst hat alles, was die Gärtnerseele braucht, er vereint Poesie, Kindheit und Schönheit und ist für Ihren Redakteur die beste aller Jahreszeiten.

In unserem Garten sind die meisten Büsche noch belaubt, aber das einst so satte, manchmal auch helle Grün hat sich in ein buntes Farbenspiel gewandelt. In den kleinen verwunschenen Ecken summt, raschelt, pickt und trappelt es jetzt noch heftig. Die Vögel sind aufgeregt, sammeln und nehmen noch mit, was sie finden können. Und es wird nicht lange dauern, bis sich unter der Hecke bunte Blätterhaufen türmen.

Die sich seit Jahren selbst versamenden Herbstastern haben ihre einstige satte Farbe zwar verloren, doch ihre jetzt pastellfarbenen Blütenblätter passen sogar noch besser in den Herbst als früher. Die zugewanderten Goldruten zeigen ihre phantastischen gelben Blütenrispen und werden, wie die unzähligen Astern, noch fleißig von den Bienen besucht – allerdings muss ich aufpassen, dass sie nicht überhandnehmen.

Jetzt, wo die Tage kürzer werden, haben wir die Ruhe, es uns an einem sonnigen Spätnachmittag auf der Terrasse oder abends, wenn’s kälter wird, drinnen noch ein wenig gemütlich zu machen. So ein Häferl Tee mit Rum oder ein Kakao schmeckt jetzt wieder richtig gut und sorgt für wohlige Wärme, es ist die Zeit, sich gemütlich ins Sofa zu kuscheln. Ein Symbol für Ruhe und Ausgeglichenheit. Natürlich wäre das auch im kommenden Winter möglich, aber da lassen wir uns meistens vom Vorweihnachtsstress mitreißen oder starten ins neue Jahr mit dem Wunsch, ab jetzt alles besser zu machen. Das ist dann der Gemütlichkeit eher abträglich.

Herbst ist auch die Zeit, wo in ruhigen Minuten Kindheitserinnerungen hochkommen: aus Spinnenpapier selbstgebastelte Drachen an ständig reißenden Schnüren steigen lassen, Kastanien sammeln und daraus Männchen bauen, Kürbisse schnitzen oder mit Anlauf in eine Wasserlache springen. Der Herbst machte mir schon als Kind einfach Spaß.

Wir sind also mittendrin im Oktober und ich kann Ihnen versichern: Nichts liegt mir ferner als eine aufkommende herbstliche depressive Stimmung und ich denke auch nicht daran jetzt mit mulmigem Gefühl mein Tages- oder Wochenhoroskop ob dräuendem Ungemach in den Medien zu verfolgen. Ich bin vielleicht ein wenig nachdenklicher (meine Angetraute meint „vergesslicher“) und gebe mich lustvoll der morbiden Stimmung eines nebelnden Sonnenuntergangs, angereichert mit dem Geruch des dahinsterbenden Laubes, mit seinem Farbspektakel hin. Selbst das Licht wird weicher und zeigt vor allem in den Abendstunden den Garten in seinen schönsten Farben – wie könnte ich da depressiv werden.

Natürlich ist der Herbst eine Zeit des Loslassens, die Natur zeigt es uns. Aber er ist auch eine Zeit der Schönheit - mit bunten Blättern und sich im Sturm beugenden Bäumen. Und sobald die Sonne scheint hat man das Bedürfnis rauszugehen und sich an der bunten Welt zu erfreuen.

Tun Sie das, rät Ihnen Ihr Redakteur!


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