Septembergedanken über den Gartenstil

Das Problem mit den heutzutage auftretenden Fragen der Bewirtschaftungsformen unserer Gärten ist die meist apodiktische Haltung der Diskutanten. Da geht es um Kiesgärten, um mediterran gestaltete Gärten, und, und… - und vor allem aber um Naturgärten mit hoher Biodiversität.

Ihr Redakteur kann sich an den elterlichen Garten gut erinnern, der war dominiert von Obstbäumen in unterschiedlichen Formen und von Gemüsebeeten, die neben einem Komposthaufen angelegt waren (von dem, eingezäunt, Hühner lärmend heruntergackerten). Und natürlich gab es Blumen, vor allem Schwertlilien rund ums Wasserbecken, einige Rosenstöcke, mühsam vermehrte Dahlien und ein Rittersporn sowie Jahresblumen sind mir in Erinnerung.

Man hatte weder große Lust noch Geld für Gartengestaltung. Internet war noch Utopie, und zum Gärtner ging man bestenfalls um Salatpflanzen. Spezialgärtnereien für individuelle Gestaltung hatten wohl nur spezielle zahlungskräftige Kunden, bei uns wurden Pflanzen unter den Nachbarn getauscht – und man säte noch aus: Tagetes, Fleißige Lieschen und Stiefmütterchen, Material für den Friedhof.

Die Gärten in den fünfziger Jahren ähnelten einander sehr, Unterschiede sah man, wenn jemand oft Wandern ging, denn da zierten einige kleine zerzauste Fichten oder eine Föhre den Garten. Und das war so, bis es allen besser ging und die Obstbäume immer weniger und die Gemüsebeete immer kleiner wurden, dafür aber nierenförmige Betonkleinteiche und hübsche Sträucher mehr und mehr wurden. Die gute alte Zeit wurde zur guten neuen Zeit, denn auf einmal gab es Kirschen und Pfirsiche zu jeder Jahreszeit zu kaufen und nicht mehr als Baum im Garten stehend.

Gartenarchitekten und Zeitschriften sagten uns auf einmal, was modern und richtig im Garten wäre, und da die Gärtnereien (no-na) da mitspielten, gab es auf einmal Pflanzen zu kaufen, die man heute nicht mehr so einfach aus der Natur wegbringt, wie etwa den Riesenbärenklau, der als invasiver Alien wirtschaftliche Schäden anrichtet und ob seiner phototoxischen Blätter schwere Verbrennungen verursachen kann. Er kam als imposante Bienenfutterpflanze in die Gärten, aus denen er dann entfleuchte. Ich könnte hier noch einiges an aufgekommenen und wieder gegangenen Gartenmodeerscheinungen erzählen, aber dies überspringend, möchte ich beim letzten Trend halten: dem Naturgarten – und viele machen mit.

Das ist gut so, immer mehr wird uns bewusst, dass selbst der/die Einzelne mit der Bepflanzung seines/ihres Gartens ein wenig zur Unterstützung der notleidenden heimischen Fauna beitragen kann. In der bald kommenden kalten Jahreszeit haben wir die Möglichkeit, die eine oder andere Umgestaltung in unseren Gärten fürs nächste Jahr zu überlegen. Jetzt aber, nicht mehr ganz Sommer und noch nicht ganz Herbst, kann man schon damit beginnen und für eifriges Blühen von Zwiebelblumen im Frühjahr sorgen.

Übrigens: Neulich saßen wir spätabends friedlich mit Freunden auf der Terrasse und hörten das aufkommende Konzert von Grillen und Zikaden. Dummerweise fiel mir die Aussage des griechischen Dichters Xenarchos ein: „Glücklich leben die Zikaden, denn sie haben stumme Weiber.“ Gar nicht gut! Sollte Ihnen jemals Ähnliches durchs Gehirn zucken, sagen Sie nichts, genießen Sie einfach den Abend,

meint Ihr Redakteur!


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