Rasensanierung
Im Frühjahr sieht der Rasen oft erbärmlich aus: gelb, braun, lückenhaft, mit Unkraut durchwachsen. Was ist zu tun? Teilsanierung, ausbessern in kleinen Abschnitten, oder gleich eine große Generalsanierung?
Ein Teppich will gepflegt werden
Rasen ist ein Luxusgeschöpf: guter, durchlässiger Boden, viel Wasser, optimale Nährstoffversorgung und intensive Pflege mit häufigem Schnitt bringen bei gutem Standort den erwünschten sattgrünen Teppich. Demgegenüber steht mangelhafte Pflege in Schnitt, Düngung und Bewässerung, übersehene Probleme in der Unkrautbekämpfung oder grundlegende Fehler, die schon beim einstigen Anlegen begangen worden sind. Letzteres wie eine nicht vorhandene Bodendrainage bei gefährdeten Böden oder das Aussäen der falschen Saatgutmischung, lässt sich nachträglich nicht ändern. Solche Fehler können weder weggespritzt noch weggedüngt werden. Sind es nicht einzelne Flecken, sondern macht der Rasen einen generell desolaten Eindruck ist eine Generalsanierung empfehlenswert.
Teilsanierung
Hässliche kahle Stellen oder Flecken im Rasen lassen sich relativ einfach wieder sanieren. Nachhaltigen Erfolg gibt es hier aber nur, wenn man die genaue Ursache des Problems kennt. Einfach Erde darüber zu streuen und anzusäen bringt nur kurzfristige Besserung. Ist der Rasen in seinem Gesamtzustand gesund und grün und nur an neuralgischen Punkten, die oft betreten werden braun, so handelt es sich um Überstrapazierung in Kombination mit einer Bodenverdichtung. Verdichteter, meist schwerer lehmiger Boden ist genau das Gegenteil davon, was Rasengräser wünschen. Gut durchlässig und locker sollte er sein, um optimal wachsen zu können. Der Boden an der kahlen Stelle sollte tiefgründig mit einer Feldhacke gelockert werden. Das Beimischen von genügend Quarzsand fördert die Wasserdurchlässigkeit des Bodens. Nach dem ebenmäßigen Planieren mit dem Abziehrechen kann angesät werden. Die richtige Mischung für stärker frequentierte Stellen wäre eine Sportrasenmischung, die Sorten des schnellkeimenden und robusten Deutschen Weidelgrases enthalten, die gegenüber höherer Trittbelastung toleranter sind. Einzelne, kreisrunde, kleine braune Stellen im normal grünen Rasen stammen meist von Hunde- oder anderem Tierurin. Er ist so scharf, dass er den Rasen an diesen Stellen zum Absterben bringt. Die Stellen lassen sich gut mit einer Setzschaufel ausheben. Entweder man verpflanzt fertige Rasensoden, die man aus einer Rolle Fertigrasen herausschneidet, oder sät die Stelle neu an.
Der Rasen braucht eine Auffrischung
Ist der Rasen durchgängig schütter sollte er zunächst einmal kurz – auf zwei bis drei Zentimeter – abgemäht werden. Danach wird vertikutiert. Entweder händisch mit einem Vertikutierrechen oder einem kräftigen Benzin- Vertikutierer. Im Anschluss recht man mit einem Rasenrechen den gelockerten Rasenfilz heraus und bringt eine dünne Humusschicht (z. B. eine Mischung aus gesiebter Gartenerde, Kompost und Quarzsand) von etwa einem Zentimeter aus. Danach kann mit einer Regenerationssaatmischung angebaut werden.
Der Rasen macht Probleme
Auf gelbgrünen Flächen heben sich dunkelgrüne Flecken ab. Solche Stellen entstehen durch das ungleichmäßige Streuen einer ungeübten Hand mit stellenweise zu hoher Düngekonzentration. Der Rasen muss hier nicht extra saniert werden, die Nährstoffüberkonzentrationen werden auf natürlichem Wege abgebaut und ausgewaschen, der Rasen bekommt mit der Zeit wieder seine gewohnt gleichmäßig grüne Farbe. Hilfe beim flächigen und gleichmäßigen Ausbringen schafft ein Düngestreuwagen. Eine weitere Ursache für eine Sanierung kann eine Pilzerkrankung wie Schneeschimmel sein. Die grauen bis braunen, faulig riechenden, nassen Flecken zeigen sich im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr nach der Schneeschmelze. In diesen wie anderen Fällen von Pilzerkrankungen müssen vor der Neuansaat Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Eine genaue Analyse vom Experten ist erforderlich bevor man ein Fungizid ausbringt. Die häufigste Ursache für eine Totalsanierung ist und bleibt das Problem Nummer eins: Unkräuter. Sie übernehmen schleichend durch Einsaat und unterirdische Rhizome die Fläche, bis kaum noch etwas vom Rasen übrigbleibt.
Schritt für Schritt: Neuanlage
1 Schritt: Abtragen der alten Rasennarbe
Der beste Zeitpunkt für die Rasensanierung ist der Frühling. Warten Sie trockenes Wetter ab! Eine breite Feldhacke oder ein Spaten, den man flach parallel knapp unterhalb der Rasennarbe führt, eignet sich zum Abheben der obersten Schichte am besten. Schleifen Sie die Kanten von Spaten und Hacke, das erleichtert die mühsame Arbeit um einiges. Trockenes Wetter begünstigt das Abschütteln der losen Erde von den Graswurzeln. Somit bleiben die leichten, erdlosen Rasensoden und die meisten Rhizome der Unkräuter übrig. Kompostieren ist möglich, doch Vorsicht, viele Unkräuter überleben den Prozess der Verrottung unbeschadet und es kommt zu einem unliebsamen Wiedersehen. Das weitverzweigte Geflecht von Günsel, Quecke und Co muss lückenlos freigelegt werden. Je mehr Sie davon aus dem Boden entfernen, desto länger haben Sie eine Ruhe von den Plagegeistern. Alternativ zum händischen Abschälen mit dem Spaten können Sie die Fläche auch kreuz und quer auffräsen. Nach dem Abtrocknen lassen sich die Rasensoden leicht herausrechen.
2. Schritt: Tiefgründiges Auflockern des Bodens
Kleine Flächen können Sie mit dem Spaten umgraben und mit der Feldhacke aufbereiten, bei größeren Flächen lohnt sich das Ausborgen einer Fräse. Die meisten Fräsen, die Bauhäuser verleihen, sind zu schwach, um den über Jahre verdichteten Boden aufzulockern. Galabau-Firmen sind hingegen dafür ausgerüstet und haben professionelle Maschinen.
3. Schritt: Aufbessern des Bodens
Jetzt bietet sich die einmalige Chance die Bodenverhältnisse dauerhaft zu ändern ehe sich die Rasendecke wieder schließt. Durch großzügige Gaben von Komposterde schaffen Sie die Nährstoffbasis für ein künftiges, gesundes Wachstum des Jungrasens. Schwere Böden können mit ausreichenden Gaben Quarzsand verbessert werden. Damit es nicht nur Kosmetik bleibt rechnen Sie mit gut 35 Liter pro Quadratmeter. Bei einer Fläche von 100 Quadratmeter wären das 3,5 m³, das entspricht einer Fuhre mit einem Kleinlaster. Statt Sand und Kompost extra auszubringen können sie auch gleich eine fertige Mischung beziehen, die häufig unter der Bezeichnung Rasenerde, oder Rasenträgersubstrat (RTS) angeboten werden. Am besten lässt sich Sand und Substrat grob mit der Scheibtruhe aufbringen. Die weitere Verteilung erfolgt mit der Schaufel ehe noch einmal über die Fläche gefräst wird.
4. Schritt: Das perfekte Niveau
Mit breiten Planierrechen lässt sich ein perfektes Planum erstellen, der Umgang mit dem sperrig großen Rechen erfordert jedoch einiges an Übung. Durch gleichmäßige, zum Körper hinziehende Bewegungen ebnet man den Boden ein. Herausgerechte grobe Erdschollen, Steine und Wurzeln werden entfernt. Um sich ein Bild von der bereits abgerechten Fläche zu machen muss man häufig ein paar Schritte zurückgehen und den Boden auch aus tiefer Perspektive inspizieren. Hier zeigen sich häufig erst die Schwachstellen, wo sich noch Hügel oder Senken in der Fläche befinden. Diese müssen noch abgetragen bzw. zugeschüttet werden.
5. Schritt Ansäen oder Fertigrasen
Der letzte Schritt zum sattgrünen Teppich naht. Fertigrasen ist praktisch, weil er rasch einwurzelt und schon nach wenigen Tagen begangen werden kann, ist jedoch um einiges teurer und bringt außer der Zeitersparnis keine Vorteile. Auch in der Auswahl von Saatmischungen ist man eingeschränkter. Die wichtigsten Rasentypen wie Zierrasen, Gebrauchsrasen, Schattenrasen etc. werden aber von den Herstellern abgedeckt. Rolle um Rolle wird im Verband an den Stößen dicht an dicht aneinandergelegt. Tritte in der Fläche beim Verlegen sind zu vermeiden, Bretter verteilen das Gewicht. Nach dem Legen wird mit einer Rasenwalze für guten Bodenschluss gesorgt. Das anschließende Wässern muss gründlich und gleichmäßig erfolgen. Durch das stichprobenartige Anheben der Soden wird ersichtlich, ob auch der Boden darunter schön feucht ist. Alternativ dazu kann die gewünschte Rasenmischung angebaut werden. Dabei sollte es windstill sein, damit der feine Samen nicht verblasen wird. Ob per Hand oder mit dem Streuwagen, auf ein gleichmäßiges Ausbringen ist zu achten. Man rechnet grob 20 bis 40 g je m², je nachdem ob man feinen Zierrasensamen oder gröberen Sportrasensamen ausbringt. Danach igelt man die Saat mit dem Planierrechen ein. Es reichen dafür seichte kreisende Bewegungen. Das hilft, ein Großteil der sehr leichten Saat vor Windabdrift und Vogelfraß zu schützen. Gräser sind Lichtkeimer, ein zu tiefes Einarbeiten ist nicht wünschenswert. Im Anschluss wird wie beim Fertigrasen gewalzt. Bei trockenem Wetter kann auf den ersten Regen gewartet werden. Ist die Saat einmal feucht geworden, darf sie jedoch nicht mehr austrocknen.
6. Schritt: Der erste Schnitt
Der erste Schnitt erfolgt mit gut geschärftem Mähwerk nach drei bis vier Wochen, wenn die längsten Halme zehn Zentimeter lang sind. Dabei sollten Sie die Keimlinge nicht mehr als vier Zentimeter einkürzen. Aus dem anfänglich schütteren Jungrasen wird schon im ersten Jahr ein grüner Teppich.
Text von Daniel Böswirth, Bilder von www.gartenfoto.at