Biologischer Pflanzenschutz mit Nützlingen

Wer biologisch gärtnert, legt viel Wert auf präventive Maßnahmen, damit seine grünen Freunde bereits im Vorfeld vor Krankheiten und Schädlingen geschützt sind. Dies erfordert gezieltes Vorausdenken und Planen, um mit der Natur arbeiten zu können und nicht gegen sie. Manche Nützlinge kann man sogar im Freiland ausbringen, wie die Raubmilbe Typhlodromus pyri. Die kleinen Tierchen können überaus hilfreich sein, aber wer sind sie und was machen sie?

Typhlodromus,bedeutet auf Griechisch, "blinder Läufer, was von ihrer hektisch anmutenden Art zu Laufen herrührt. Die Milben strampeln mit den Beinen, mit denen sie ihre Umgebung nach Beute abtasten.

Typhlodromus pyri ist eine heimische Raubmilbe. Sie ist etwa gleich groß wie die Spinnmilbe, zwischen 0,4 und 0,8 Millimeter, milchig-weiß gefärbt, hat eine birnenförmige Gestalt und eine beachtliche Laufgeschwindigkeit. Ihre Ernährung ist polyphag, das bedeutet sie lebt räuberisch von diversen schädlichen Milben und vegetarisch von Pollen und Pflanzensaft, der mittels Perldrüsen abgegeben wird. Das befruchtete Weibchen überwintert am zweijährigen Holz oder in Rindenritzen des alten Holzes. Zum Zeitpunkt des Knospenschwellens beendet die Raubmilbe die Winterruhe und beginnt – nach einem längeren Reifungsfraß – ab einer Temperatur von 10 °C mit der Eiablage. Die Eier sind länglich – oval und ca. doppelt so groß wie die der Spinnmilbe. Der Aufbau der Raubmilbenpopulation kommt im Frühjahr in Gang und erreicht seinen Höhepunkt im August. Zuerst leben sie überwiegend auf den Blättern, wo sich auch ihre Beutetiere befinden und Ende August beginnt wieder die Abwanderung in ihre Winterverstecke.

Häufige Schadmilben im Obst- und Weinbau sind die beiden Spinnmilbenarten Panonychus ulmi (Rote Spinne) und Tetranychus urticae (Gemeine Bohnenspinnmilbe) sowie die Kräuselmilbe Calepitrimerus vitis an Reben und die Apfelrostmilbe Aculus schlechtendali im Obstbau. Und genau diese Schädlinge frisst Typhlodromus pyri.

Ausgebracht werden die Nützlinge auf Filzstreifen, die man um den Stamm herum anbringt. Die Filzstreifen enthalten befruchtete Raubmilbenweibchen in Winterruhe. Sie sind somit ein Imitat des Winterversteckes. Die Raubmilbenstreifen werden an den Weinstöcken bzw. Obstbäumen angebracht.

Je nach Befallsstärke und Pflanzdichte sollte man ca. einen Streifen pro Laufmeter Weinrebe bzw. Stamm verwenden. Der Filzstreifen wird ganz einfach rundherum gewickelt und fixiert. Dort wo akuter Milbenbefall sichtbar ist, werden verstärkt Raubmilben ausgebracht. Der Anwendungszeitraum liegt zwischen Jänner und Februar. Die adulten Tiere suchen ihre Beute und saugen sie aus, die Weibchen legen ihre Eier ab. Auf diese Art wird die Population der Schädlinge schon im Vorfeld klein gehalten wird, sodass die Pflanzen so gut wie keinen Schaden davontragen.

Achtung: bei den Raubmilben handelt es sich um Lebendware, nach Erhalt sollte man sie so rasch wie möglich ausbringen! Nützlinge vertragen keine (vor allem chemische!) Pflanzenschutzmittel. Alternativ zum Nützlingseinsatz gibt es die Möglichkeit einer Austriebsspritzung mit Paraffinöl.

Mehr Informationen rund um das Thema Nützlingseinsatz finden Sie unter www.garten-bienen.at.

*Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden! Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformation lesen. Warnhinweise und -symbole in der Gebrauchsanleitung beachten!

von DI Anna Weißenböck