Grundstoffe für den Pflanzenschutz – was ist das?

Um unsere Pflanzen gesund zu erhalten, denken wir in erster Linie an vorbeugende Pflanzenstärkungsmittel wie Brühen und Jauchen oder, bei bereits aufgetretenem Befall, an Pflanzenschutzmittel. Weniger bekannt ist, dass GärtnerInnen auch noch Produkte aus der Kategorie der Grundstoffe zur Verfügung stehen.

 

Grundstoffe sind Wirkstoffe, die nicht vorrangig für den Pflanzenschutz verwendet werden, die aber trotzdem gute Pflanzenschutzwirkung erzielen. Häufig ist die Hauptverwendung im Lebens- oder Futtermittelbereich. Beispiele sind Essig, Backpulver, Molke oder auch Bier.
Diese Wirkstoffe müssen unbedenklich für Mensch und Umwelt sein und eignen sich daher perfekt für den Einsatz im Biogarten!
Sie sind auch im biologischen Landbau zugelassen, sofern sie tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sind.

Grundstoffe müssen durch die EU zugelassen werden. Die Zulassung erfolgt ohne zeitliche Begrenzung, wenn die Stoffe unbedenklich sind und keine Störungen des Hormonsystems sowie keine neurotoxischen oder immuntoxischen Wirkungen auslösen. Außerdem dürfen Grundstoffe nicht in erster Linie für den Pflanzenschutz verwendet und nicht als Pflanzenschutzmittel vermarktet werden. Die Zulassung kann jederzeit überprüft werden, wenn es Zweifel an der Unbedenklichkeit gibt.
Wichtig zu beachten ist, dass die so zugelassenen Stoffe nur in den Kulturen und in den Aufwandmengen angewendet werden dürfen, für die sie zugelassen wurden. Die Spritzbrühen können selbst hergestellt oder teilweise bereits anwendungsfertig gekauft werden.
Derzeit sind in der EU 24 Grundstoffe zugelassen. Einige, wie Brennnessel oder Acker-Schachtelhalm, sind seit jeher für ihre Wirkung im Pflanzenschutz bekannt und werden bereits seit Langem für die Herstellung von Brühen und Jauchen genutzt. Andere, wie Lecithin oder Chitosan, sind vorwiegend aus der Lebensmittelindustrie bekannt und kommen daher auf dem Balkon und im Garten noch selten zum Einsatz.

Gurken, Zucchini: Echter Mehltau,

  • im Gewächshaus Blattspritzungen ab Blattentwicklung bis zur Blüte,
  • 3 bis 4 Behandlungen im Abstand von 7 Tagen,
  • 0,5 l Kuhmilch in 1 l Wasser,
  • Aufwandmenge 1 bis 1,5 l / 10 m², keine Wartezeit
Einige Grundstoffe im Detail

Die Wirkmechanismen der Grundstoffe sind ganz unterschiedlich. Molke senkt beispielsweise durch die enthaltene Milchsäure den pH-Wert auf dem Blatt ab. Dadurch werden keimende Sporen und Pilzfäden geschädigt und sterben in weiterer Folge ab. So können Gurken, Zucchini und Kürbisse gegen Echte Mehltaupilze geschützt werden.

Auch Natriumhydrogencarbonat – oder einfacher Backpulver/Natron – ist als Grundstoff zugelassen und unterstützt Biogärtner- Innen bei der Behandlung von Pilzerkrankungen auf Apfel, Beerenobst und Weinreben. Außerdem können Lagerfäulen und Lebermoose an Topfpflanzen damit hintangehalten werden. Hier wird durch die Anwendung der pH-Wert der Pflanzenoberfläche erhöht, wodurch Pilze und Moose geschädigt werden.

Lecithin, ursprünglich als Emulgator in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie eingesetzt, wirkt ebenfalls gegen Pilzkrankheiten. Rechtzeitig ausgebracht hemmt der Lecithinfilm auf den Blättern die Sporenkeimung und das Eindringen der Pilzhyphen in das Pflanzengewebe. Daher wird es gegen diverse Pilzkrankheiten an Obst und Gemüse, sowie im Weinbau und bei Zierpflanzen angewendet.

Chitosan/Chitosanhydrochlorid ist als Nahrungsergänzungsmittel, Biopolymer und der Kosmetikindustrie bekannt. Es wird aus den chitinhaltigen Schalen von Meerestieren gelöst und kommt als Fungizid und Bakterizid zum Einsatz, wirkt also gegen Pilze und Bakterien an Obst, Gemüse und Kräutern. Rezeptoren in den Pflanzenzellen reagieren darauf mit einer Steigerung der Immunabwehr (Elicitorenwirkung) und einer verbesserten Bekämpfung von Pilzen und Bakterien.

Auch gegen unerwünschten Pflanzenwuchs kann ein Grundstoff eingesetzt werden: die in Essig enthaltene Essigsäure wirkt als Herbizid, aber auch gegen Bakterien und Viren, und kann daher bei bestimmten Krankheiten zur Desinfektion von Schnittwerkzeugen sowie zur Saatgutbehandlung eingesetzt werden. Beim Einsatz ist Vorsicht geboten: die Essigsäure wirkt auf alle Pflanzen und kann daher auch an unseren Kulturpflanzen Schäden verursachen.

Weit bekannt ist der Einsatz von Bierfallen (mit Deckel!) gegen Schnecken. Die Tiere werden durch flüchtige, chemische Substanzen angelockt. Das beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Schnecken in unseren Beeten, daher sollten die Fallen abseits der zu schützenden Pflanzen aufgestellt werden. Informationen und Beratung zu Grundstoffen und deren sachgerechten Anwendung unter www.garten-bienen.at.

 

von DI Claudia Strobl-López (biohelp Garten & Bienen)
www.garten-bienen.at


Das könnte Sie auch interessieren