Fachberater: Ihr Garten im Juni

Blumenpflege, Bewässerung und Beschattung sind die drei wichtigsten „Bs“ des Sommers.

Bewässern von Gemüse

Jede Gärtnerin und jeder Gärtner weiß, dass viele Gemüsepflanzen mit steigenden Temperaturen regelmäßig, bei Hitze oft zweimal am Tag bewässert werden müssen. Flach- und Tiefwurzler haben jedoch unterschiedliche Bedürfnisse. Flachwurzler wie Pflücksalate, Spinat, Radieschen, Gurken, Zwiebeln oder Petersilie bilden ein weit verzweigtes Wurzelsystem aus, das jedoch eher an der Oberfläche bleibt und maximal 20 cm in die Erde reicht. Da die oberen Bodenschichten rascher austrocknen, müssen solche Pflanzen häufiger gegossen werden. Vorsicht beim Unkrautjäten oder Harken, um das Wurzelsystem nicht zu beleidigen. Bohnen, Karotten, Erbsen, Paprika und diverse Kohlsorten entwickeln die meisten Wurzeln in ca. 40 bis 50 cm Tiefe. Noch tiefer dringen Paradeiser, Spargel, Kürbis, Melone oder Rote Rüben vor, nämlich bis zu 120 cm Tiefe.

Mitteltief- und Tiefwurzler benötigen weniger Wassergaben wie Flachwurzler, aber es sollte bei jeder Bewässerung der Boden bis in die Hauptwurzelzonen befeuchtet werden. Dafür sollte man mit rund 10 bis 15 Litern pro m2 kalkulieren. Tiefwurzelnde Pflanzen werden übrigens am besten mit Flüssigdünger, der dem Gießwasser zugesetzt wird versorgt. So gelangen die Nährstoffe leichter in die unteren Bodenschichten.

Gießwasser zum Nulltarif

Weiches, d. h. kalkarmes und nicht zu kaltes Regenwasser ist ideal für die Bewässerung ihres Gartens. Nutzen Sie deshalb, wenn möglich, die Fallrohre ihrer Regenrinne, um Regenwasser in Zisternen oder Regentonnen zu sammeln. Behältnisse für die Aufbewahrung sollten zugedeckt sein, da das stehende Wasser ansonsten eine Brutstätte für Gelsen sein kann. Zum Sammeln können Regenfallrohre in bereits bestehende Systeme – auch nachträglich – eingebaut werden. Besonders beliebt sind Modelle mit einem flexiblen Schlauchanschluss. Diese leiten überschüssiges Wasser automatisch retour in das Regenfallrohr, sobald die Regentonne bzw. der Sammelbehälter voll ist. Der Regensammler muss regelmäßig gesäubert werden; ich habe sogar schon größere Tierknochen darin gefunden, die Raben am Hausdach abgenagt hatten.

Beschattung

Beerensträucher wie weiße Ribisel, Himbeeren oder insbesondere Stachelbeeren sollen bei praller Sonne schattiert werden (z. B. mit Netzen), da die Früchte anfällig für Sonnenbrand sind. Der Boden rund um die Sträucher oder Bäumchen soll gemulcht werden, gerne mit Kompost. Bei Neupflanzung gleich einen günstigen Standort mit Mittagschatten wählen.

Sommerpflege

Obstgarten

Obstbäume reduzieren ihre überzähligen Fruchtstände, die sie ohnehin nicht ernähren und zur Reife bringen können, auf natürliche Weise. Dieses Ausdünnen findet spätestens im Juni statt. Nach dieser natürlichen Auslese sollen sie ihre Äpfel- und Birnbäume (Spalierobst) kontrollieren. Sind immer noch zu viele Früchte an einem Ast oder bedrängen sich diese gegenseitig, zwicken bzw. drehen sie die Früchte vorsichtig mit der Hand heraus. Von den großfrüchtigen Obstsorten wie Birnen sollen weniger Stück am Baum verbleiben wie bei Pfirsich oder Zwetschken. Ohne solche Maßnahmen besteht die Gefahr, dass die Früchte klein bleiben und die Infektionsgefahr ist auf Früchten mit Druckstellen ebenfalls höher. Die heranreifenden Weintrauben sollten jetzt ebenfalls ausgedünnt werden, um großtraubige Beeren zu erzielen. Es ist außerdem vorteilhaft für das Wachstum der Trauben, wenn die größten Weinblätter entfernt werden, damit die Reben möglichst viel Licht erhalten.

Weiters sollen die kräftigsten im Mai und Juni frisch gewachsenen Zweige von Spalierobst waagrecht an den Spalierdraht gebunden werden solange sie noch biegsam sind. Störende und kranke Triebe werden bei dieser Gelegenheit entfernt, damit die heranreifenden Früchte viel Licht, Luft und Sonne für ihre Entwicklung erhalten.

Ziergarten

Viele Stauden wie der Ranunkelstrauch (Kerrie), Rittersporn (Delphinium), Salbei (Salvia officinalis), Präriemalve (Sidalcea oregana) oder Sommerflieder (Buddleja davidi) blühen erneut, wenn sie im Juni zurückgeschnitten werden. Der Grund ist, dass durch den Schnitt verhindert wird, dass sie Samen ansetzen.

Wieviel Unterpflanzung verträgt ein Obstbaum

Normalerweise soll die Baumscheibe (Ø 1 Meter) eines neu gepflanzten Obstbaums möglichst freigehalten werden, damit der Jungbaum genügend Wasser und Nährstoffe erhält. Bei eingewachsenen älteren Bäumen kann die Baumscheibe bepflanzt werden. Hierfür empfehlen sich einjährige Sommerblumen, die die Vitalität der Bäume positiv beeinflussen können. Gut geeignete Pflanzen sind u. a. Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Ringelblumen (Calendula officinalis) und Studentenblumen (Tagetes), die mit ihren Blüten Nützlinge anlocken. Gleichzeitig hilft der Geruch der Blüten, Blätter und auch Wurzeln ober- und unterirdische Schädlinge wie Schnecken oder Fadenwürmer abzuhalten.

Garten-Mythos

Rosen sollten nicht auf eine Stelle gepflanzt werden, an der schon einmal Rosen gestanden sind.

Richtig. Rosen-Neupflanzungen sollen im Idealfall an einem neuen Standort erfolgen. Dafür gibt es zwei Gründe: Gartenboden wird durch Rosen, auch wenn sie regelmäßig gedüngt werden, ausgelaugt und die sogenannte generelle Bodenmüdigkeit. Bodenmüdigkeit tritt insbesondere bei jahrelangem Anbau der gleichen Pflanzenfamilie am selben Standort auf. Sie äußert sich dadurch, dass zwar alle möglichen Pflanzen an dieser Stelle wachsen, aber diejenigen, die früher dort gut gewachsen sind, kaum noch gedeihen oder verkümmern. Die genauen Ursachen für Bodenmüdigkeit sind nicht bekannt, aber eine Pflanze entzieht immer wieder die gleichen Nährstoffe, was den Boden verarmen lässt. Bei Bodenmüdigkeit helfen auch Düngergaben nicht mehr, Rosen bleiben mickrig und wachsen sparrig mit eher dünnen, weichen Zweigen.

Falls Rosen – was aus Platzgründen im Kleingarten manchmal notwendig ist– nun an der gleichen Stelle wie bisher gesetzt werden sollen, ist der Boden nach Ausgraben der Altpflanze auf rund 50 cm Tiefe auszuheben und mit Dünger und Kompostgaben für das Einpflanzen vorzubereiten. Auch wenn nur eine um rund 30 cm versetzte Einpflanzung erfolgen kann, ist es sinnvoll. Eine weitere Möglichkeit ist die neue Rose zur bestehenden Pflanze dazuzusetzen und – sobald sie etwa ein Jahr lang angewachsen ist – die alte erst dann zu entfernen. Alternativ kann auch eine Karenzzeit für die Neupflanzung von drei bis fünf Jahren eingehalten werden.

 

von Mag. Claudia Habl