Unsere Gartenvögel

und wie sie unbeschadet durch den Winter kommen

Wenn der Winter anbricht, ist es höchst an der Zeit den gefiederten Gartenbewohnern, die während der kalten Jahreszeit bei uns ausharren, ein wenig unter die Schwingen zu greifen. Aber wie tut man das am besten? Ist es sinnvoll Vögel zu füttern und wenn ja, was gilt es dabei alles zu bedenken? Und gibt es noch andere Möglichkeiten den Vögeln im Winter beizustehen? Auf all diese Fragen haben wir Antworten. 

Wenn das klassische "Tschilp tschilp" erklingt, meist gleich von einem ganzen Trupp intoniert, denn die Vögel sind äußerst gesellig, weiß jeder, wer hier singt. Haussperlinge, vulgo Spatzen, sind allgegenwärtig, unverkennbar und nicht wegzudenkende Wintergäste in unseren heimischen Gärten. Doch nicht nur sie harren in der kalten Jahreszeit bei uns aus. Grünfinken, die den Spatzen auf den ersten Blick recht ähnlich schauen, aber gelb-oliv gefärbte Federn aufweisen, trotzen ebenfalls Väterchen Frost. Energie sparen die zarten Piepmätze indem sie ihre Körpertemperatur senken und erst zum Sonnenaufgang in den Tag starten – damit rangieren sie in der Vogelwelt bereits unter den Spätaufstehern. Nicht fehlen dürfen außerdem die Meisen. Kohlmeisen sind mit ihrer schwefelgelben Brust und der schwarzen Kopfhaube die häufigsten Vertreter im winterlichen Garten, dicht gefolgt von den kleinsten heimischen Meisen, den Blaumeisen, die mit ihrem blaugelben Gefieder den Winter eindrucksvoll verhübschen. Kleiber turnen kopfüber entlang von Baumstämmen, singfreudige Amseln trällern ihre Lieder, krächzende Eichelhäher stimmen kakophonisch mit ein, auffällige Buchfinkenmännchen bleiben im Gegensatz zu vielen Buchfinkenweibchen, die es in den Süden zieht, ebenfalls zu Hause und mit etwas Glück ziert sogar ein Stieglitz, einer der buntesten Vertreter der heimischen Vogelwelt mit seinem roten Gesicht, dem schwarz-weißen Köpfchen und teils gelben Flügeln den Wintergarten. 

Insgesamt zählt Österreich mehr als 150 Vogelarten, die als sogenannte Standvögel das ganze Jahr über, auch im Winter, in unseren Gefilden bleiben. 

Als Wildtiere können sie sich freilich selbst versorgen. Dennoch stellt die frostige Jahreszeit eine Herausforderung für alle Wildtiere dar, geflügelt wie ungeflügelt. Hinzukommt, dass anwachsende Asphaltflächen, allzu "aufgeräumte" Gärten und die intensive Landwirtschaft mit ihren winterlich nackten Ackerflächen kaum ergiebige Futterquellen bieten. 

Dem lässt sich entgegenwirken. Wer Vögeln im Winter unter die Schwingen greifen möchte, sollte jedoch wissen wie. Die Grundprämisse beim Füttern muss deshalb lauten: Wenn füttern, dann richtig!

Der richtige Fütterungsbeginn

Solange keine Vegetation sprießt, die Landschaft von Schnee bedeckt ist und die Vögel noch nicht zu brüten begonnen haben, gibt es Daumen hoch für die Vogelfütterung. Bei niedrigen Temperaturen brauchen Blaumeise, Kleiber und Co. nämlich viel mehr Energie, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Sobald man mit dem Füttern beginnt, sollte man am besten kontinuierlich über den ganzen Winter füttern. Auf diese Weise können die Vögel stets auf eine zuverlässige Nahrungsquelle zurückgreifen und müssen sich im Falle einer starken Frostphase nicht erst auf die Suche nach verfügbarem Futter machen. Im Frühling gilt es die Fütterungen nur langsam ausklingen zu lassen, denn gerade im Fall von späten Wintereinbrüchen bis in den April hinein erlangen Futterstellen speziell auch für die rückkehrenden Zugvögel noch einmal eine wichtige Funktion. 

Über das restliche Jahr verteilt, ist es dagegen nicht sinnvoll, frei lebende Vögel zu füttern, weil das natürliche Futterangebot ausreicht.

Das Vogelfütter-Einmaleins

Das "Wann" des Vogelfütter-Einmaleinses wäre somit geklärt, bleibt noch das "Wo", "Wie" und "Was", denn auch dabei lässt sich – unwissentlich – einiges falsch machen. 

Am besten richtet man Vogelfutterstellen in der Nähe von Sträuchern und Hecken ein, freistehend und möglichst außerhalb der Reichweite von Hauskatzen. Auf diese Weise können sich Vögel aus sicherer Deckung der Futterstelle nähern. Einige Vogelarten wie etwa Amseln, Buchfink oder Rotkehlchen speisen übrigens bevorzugt am Boden, für sie eignen sich daher auch Bodenfuttersilos, allerdings nur dann, wenn nicht regelmäßig Katzen im Garten patrouillieren.

Futtersilos – die neuen Vogelhäuschen 

Hygiene an der Futterstelle ist das A und O bei der Vogelfütterung. Viele Wintervögel haben einen hohen Energieumsatz, d. h. sie futtern und setzen gleichzeitig immer wieder Kot ab. Gelangt dieser ins Futter, verunreinigt er die Futterstelle und ermöglicht die Übertragung von Krankheiten. Gleichermaßen problematisch sind Regen und Schnee. Nasses Vogelfutter wird schimmlig und fördert ebenfalls die Ausbreitung von Keimen. Statt die Tiere zu nähren kann es sie krank machen. In den klassischen, offenen Vogelhäuschen, wie wir sie alle kennen, ist das Futter der Witterung exponiert, die Vögel stehen in ihrem Buffet und nutzen es gleichzeitig und fatalerweise als Abort. Damit das Futter trocken und frei von Kot bleibt, gilt es umzudenken. Statt althergebrachter Vogelhäuschen sollten Futtersilos, -säulen und –automaten in die winterlichen Gärten Einzug halten. Sie hören sich zwar nicht besonders verlockend an, erfüllen aber alle Grundvoraussetzungen des Vogelfütter-Einmaleinses. Bei den Silos, Säulen und Automaten kommen nur die Schnäbel der Vögel mit dem Futter in Kontakt. Wer sein altes Vogelhaus noch nicht entsorgen möchte, kann es freilich weiterhin verwenden, sollte aber der Vögel zuliebe den Aufwand betreiben, das Häuschen täglich mit heißem Wasser zu reinigen und das alte, nicht verbrauchte Futter zu entsorgen.

Das richtige Futter 

Bleibt noch die Frage nach der richtigen Futterwahl. Grundsätzlich gilt, je unterschiedlicher das angebotene Futter, desto mehr Vögel fühlen sich von der Auswahl angezogen. Wer eine Vielfalt von Samen, Fettfutter, Beeren und Nüssen anbietet, kann im Schnitt bis zu 20 verschiedene Vogelarten im eigenen Garten beherbergen und beobachten. Prinzipiell lassen sich Weichfutterfresser, Körnerfresser und Allesfresser wie die krächzenden Eichelhäher voneinander abgrenzen. Amseln, Drosseln und Rotkehlchen zählen mit ihrer Vorliebe für Äpfel, Rosinen oder fettgetränkte Getreideflocken zu den Weichfutterfreunden. Buch- und Grünfink, Stieglitz, Gimpel oder Kernbeißer halten es dagegen bissfester. Als Körnerfresser favorisieren sie Sonnenblumenkerne, Erdnussbruch und ölhaltige Sämereien wie Mohn oder Hanf. Haus-, Feldsperling oder Goldammern mögen es ebenfalls kernig, bevorzugen dagegen kleine Samen und geschälte Sonnenblumenkerne. Und bei Meisen, Kleibern und Spechten ist neben Sonnenblumenkernen und Nüssen auch festes Fettfutter, etwa in Form der klassischen Meisenknödel sehr beliebt. 

Küchenabfälle sind dagegen nichts für Vögel! Und auch für unsere gefiederten Freunde gilt: Qualität ist wichtig, deswegen lieber das Futter aus dem Fachhandel als vom billigen Diskonter beziehen.

Ein bunter Garten

In einem besonders strengen Winter können jedoch selbst Zusatzfütterungen keine Wunder wirken. Einzelne Individuen lassen sich dadurch zwar retten, aber für ganze Bestände reicht es nicht. Noch wichtiger als Futter bereit zu stellen, ist es deshalb, von vornherein einen reichhaltigen Lebensraum für die Tiere zu gestalten. Ein naturnaher Garten mit vielen Wildsträuchern ist langfristig sinnvoller als eine vorübergehende Futterstelle. Wie muss ein solcher Garten beschaffen sein? Hecken mit Beeren, die über den Winter von den Vögeln abgeerntet werden können, sollten die Grundlage bilden. Dazu zählen etwa Hagebutten- und Weißdornsträucher, Holunder, Eberesche, Mehlbeere, Schneeball, Pfaffenhütchen, Liguster, Berberitze oder Hartriegel. Ein buntes Beeren-Potpourri, von dem viele Vögel gerne naschen. Wer dazu noch Sonnenblumen und Disteln stehen lässt, Haselnusssträucher pflanzt und eine Rotbuche gedeihen lässt, versorgt die Samen- und Nüsseliebhaber unter den Vögeln mit allerlei Köstlichkeiten. So bleibt der Garten auch im Winter ein betriebsamer Ort voller Leben!

Meisenknödel selber herstellen

Meisenknödel liefern energiereiches Fettfutter und können auch leicht selbst hergestellt werden. Dazu tierisches Fett (Rindertalg vom Fleischer) oder pflanzliches Fett (Kokosfett) vorsichtig erwärmen, bis die Körnermischung eingearbeitet werden kann. Welches Fett man auch wählt, wichtig ist, dass es gut aushärtet. Zu weiches Fett könnte die Vogelfedern verschmutzen. Als Futtermischung eignen sich die besonders ölhaltigen Sonnenblumenkerne und Hanfsamen. Außerdem ergänzen Haferflocken, gehackte Nüsse (ungesalzene Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse) und kleinere Sämereien wie etwa Hirse, Mohn oder Lein die Mischung. Ein Schuss Speiseöl stellt sicher, dass das Fett nicht zu hart wird und bröckelt.

Text von Christine Sonvilla, Bilder von Christine Sonvilla und Marc Graf  www.sonvilla-graf.com