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Blutlaus
Einleitung
Nicht selten sieht man, besonders in vernachlässigten Obstanlagen, dass Apfelbäume (seltener auch Birne und Weißdorn) kränkeln. Werden solche Bäume untersucht, so findet man an jungen Zweigen und Trieben sowie an Stamm- und Astwunden einen watteartigen weißen Belag. An diesen Stellen zeigen sich beulenartige Anschwellungen und Verdickungen, an denen die Rinde rissig wird und aufplatzt. Bei mehrjährigem Befall entstehen an Stamm und Ästen krebsartige Wucherungen (Blutlauskrebs!). Die krebsigen Zweige und Äste sterben nach und nach ab, so dass schließlich der ganze Baum zugrunde geht.
Schädling und Lebensweise
Entfernt man die an Zweigen und Trieben zu findenden weißen Wachsausscheidungen vorsichtig, kommen etwa 2 mm lange, rotbraune Läuse zum Vorschein, die in Kolonien leben und eng gedrängt beisammensitzen. Sie tragen an ihrem Hinterleib Wachsfäden, die wie ein Flaum den Rücken der Läuse bedecken. Beim Zerquetschen quillt eine rote Körperflüssigkeit hervor, welche den Tieren den Namen gab. Den Winter überdauern die Blutläuse als junge Larven an geschützten Baumteilen, besonders am Wurzelhals. Im Frühjahr wachsen sie rasch heran und vermehren sich sehr schnell, so dass bald neue Blutlauskolonien entstehen. Im Frühjahr und Sommer finden sich nur Weibchen, die sich ohne Befruchtung vermehren und bei günstigen Witterungsverhältnissen 6 bis 10 Bruten im Jahr erzeugen. Ein Weibchen bringt bis zu 130 lebende Jungtiere hervor. Ende Juni, Anfangs Juli treten neben den ungeflügelten auch geflügelte Weibchen auf, die noch unbesiedelte Bäume anflie-gen und sich dort festsetzen, um neue Kolonien zu bilden. Bei Eintritt der kälteren Jahreszeit wer-den Ast- und Stammwunden, Rindenritzen sowie der Wurzelhals zur Überwinterung aufgesucht. Zu dieser Jahreszeit bilden die Tiere wenige Wachsfäden, daher sind auch die Kolonien nicht sehr auf-fällig.
Wirtspflanzen
Apfel, selten Birne, Weißdorn und Vogelbeerbaum. Die Anfälligkeit der Apfelsorten ist verschieden.
Gegenmaßnahmen
Auswahl lokal geeigneter, widerstandsfähiger Sorten (besonders anfällig sind z.B. Gloster und Gold-parmäne), Bezug von blutlausfreien Setzlingen und Edelreisern, vermeiden einseitiger und über-mäßiger Stickstoffdüngung. Ausschneiden und verbrennen stark geschädigter Äste und Zweige, Verjüngung geeigneter Sorten.
Winterspritzung: Die Winterspritzung tötet, bei gründlicher Durchführung und Freilegung des Wur-zelhalses, einen Großteil der Blutläuse ab. Sie genügt jedoch allein nicht, sondern muss durch die Sommerbehandlung ergänzt werden.
Sommerspritzung: Spritzen oder Sprühen, bei einzelnen Blutlausherden, auch Pinselung mit den zur Blutlausbekämpfung zugelassenen Präparaten (s. unter www.ages.at). Voraussetzung für einen guten Erfolg bildet die gründliche Benetzung der Schädlinge, daher mit scharfem Spritzstrahl arbei-ten! Netzmittelzusatz empfehlenswert. Wirtschaftliche Schadschwelle: ca. 10 % der Langtriebe mit Blutlausbefall!
In vielen Fällen bricht ein beginnender Blutlausbefall in der ersten Junihälfte wieder zusammen. Dies ist auf die zu dieser Zeit einsetzende Wirkung natürlicher Gegenspieler, insbesondere der Blut-lauszehrwespe (Aphelinus mali) und des Ohrwurms zurückzuführen. Die Schonung dieser Nützlinge bzw. wiederholtes Aussetzen der Blutlauszehrwespe kann befriedigende Erfolge erzielen, wenn gleichzeitig nützlingsschonender Pflanzenschutz betrieben wird. Bei starkem Befall reicht diese biologische Bekämpfung allein jedoch nicht aus.
Copyright Information:
Text: G. Bedlan/Wien
Bild 1: P. P. Kohlhaas/AGES, Wien
Bild 2: G. Bedlan/Wien
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